Tabu psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz: Definitionen und sinnvolle Maßnahmen Die Bundespsychotherapeutenkammer hat in einer Studie festgestellt, dass nahezu jede zweite Person, die in Frührente geht, diesen Schritt aufgrund von psychischen Erkrankungen tätigt.
Quelle:
http://www.deutsche-rentenversicherung.de/cae/servlet/contentblob/238812/publicationFile/58385/27_statistikband_rentenzugang.pdf;jsessionid=BDBE3DC24ECFFE1C5AD8CB5B5B026270.cae042012 waren es rund 75.000 Personen, die wegen psychischer Erkrankungen in die Frühverrentung gingen. Des Weiteren stieg der Anteil der Krankschreibungen und betrieblicher Fehltage. Die Kosten, die diese Ausfälle verursachen, sind ebenfalls angestiegen. Dabei gibt es unterschiedliche Gründe für die Erkrankungen und wenig Behandlungsplätze und Gegenmaßnahmen, was die Kammer stark kritisiert. Weitere Zahlen und Fakten gibt es in der aktuellen Studie der
Bundespsychotherapeutenkammernachzulesen.
Abbildung : Ein Psychotherapeut kann eine erste Einschätzung der Situation liefern Besonders bei der Berufsunfähigkeit sollten im deutschen Gesundheitssystem noch mehr Maßnahmen greifen, um den betroffenen Personen besser helfen zu können. Im Durchschnitt ist eine Person, die aufgrund von psychischen Erkrankungen in die Frührente kommt, erst 49 Jahre alt. Dadurch ergeben sich einige Schwierigkeiten, eine angemessene Behandlung und längerfristige Lösungen zu finden. Vor allem sollten Reha-Maßnahmen frühzeitig angesetzt sein, damit ein späterer Renteneinstieg zu einer Option wird.
2. Entstehung von psychischen Krankheiten im Arbeitsumfeld Nicht alle Erkrankungen sind auf die Arbeitsbedingungen zurückzuführen. Die Thematik von Angststörungen oder Depressionen sind vielen Menschen ein Begriff und trotzdem gelten sie immer noch als Tabu. Vor allem in Berufen mit hohem Stressfaktor gelten psychische Krankheiten als Stigma oder Schwäche. Dabei können Arbeitgeber mit einem Angebot von ausgeglichener Work-Life-Balance oder Beratungsmöglichkeiten das Risiko der Erkrankungen reduzieren. Der Arbeitnehmer ist ebenso gefragt, auf die Signale seines Körpers zu hören.
Die Bundesärztekammer stellt drei Bereiche heraus, die als Gründe für psychische Krankheiten in Frage kommen:
- Biologische Ursachen
- Psychologische Ursachen
- Soziale Ursachen
Die Belastung am Arbeitsplatz ist nicht für alle Erkrankungen ausschlaggebend, aber viele Arbeitnehmer betonen, dass sich ihre psychische Belastung durch viele Faktoren erhöht hat. Zeitdruck, der Umgang mit schwierigen Personen, Kunden oder Mitarbeitern sowie lange und unregelmäßige Arbeitszeiten sorgen für Stress und persönlichen Druck.
Stress ist ein großer Faktor und Nährboden für spätere Erkrankungen, die sich nicht nur auf die Psyche beziehen müssen. Viele Personen fühlen sich überlastet und können mit den Anforderungen nicht umgehen oder den Druck kompensieren. Dabei kommt es auf die Wechselwirkung von Qualifikation, Belastung und Arbeitsstruktur an.
Burnout ist ein chronischer körperlicher und psychischer Erschöpfungszustand, dessen Häufigkeit sich in den letzten Jahren deutlich gesteigert hat. Viele betroffene Personen fühlen sich ausgebrannt, müde und ausgelaugt. Burnout kommt nicht über Nacht, denn meist braucht es eine lange Zeit, bis die Symptome zu sehen sind und die Personen einen Leistungsabfall erkennen. Die Lebensqualität ist dabei stark beeinträchtigt und oft ist Burnout eine Begleiterscheinung der
Depression.
Abbildung : Ausgrenzungen können schwere Folgen haben Mobbing am Arbeitsplatz belastet viele Arbeitnehmer in großem Maße. Ob Kollegen oder Vorgesetzte, meist sind Diskriminierungen, Beschimpfungen oder Ausschluss aus der Gemeinschaft über einen längeren Zeitraum an der Tagesordnung. Dies führt zu persönlichen Schwierigkeiten und hoher Belastung der betroffenen Personen.
Nach einer Umfrage der Bundesanstalt für Arbeit und Recht (BAuA) geht eine Vielzahl der Mobbingaktivitäten von Vorgesetzten aus.
Von welcher Person erfolgt das Mobbing? |
Nur vom Vorgesetzten | 38,2% |
Gemeinsam vom Vorgesetzten und von KollegInnen | 12,8% |
Nur von einer Kollegin/von einem Kollegen | 22,3% |
Von einer Gruppe von KollegInnen | 20,1% |
Nur Untergebene | 2,3% |
Weiß nicht/keine Angabe | 4,2% |
Quelle:
http://www.baua.de/de/Publikationen/Broschueren/A12.html Die Entstehung der Erkrankungen lässt sich oft mit dem bio-psycho-sozialen Modell beschreiben, denn psychische Krankheiten gehen oft auf viele Faktoren der drei Bereiche zurück. Die Wechselwirkungen zwischen Körper, Geist, Arbeit und Belastung machen viele Diagnosen schwierig und Behandlungen kompliziert. Deshalb sind eine gute Vorsorge, stabile Arbeitsumfelder und die passende Arbeitsstelle sehr wichtig. Betroffene Personen sollten sich gut über ihre
Behandlungsmöglichkeiten und rechtliche Bedingungen informieren. Unter
ergodirekt.de lassen sich beispielsweise einige Tipps finden, wie psychische Krankheiten zu erkennen und welche weiteren Schritte sinnvoll sind.
3. Psychische Krankheiten im Überblick3.1 Depressionen Sechzehn Prozent der Frühverrentungen gehen auf die unipolare Depression zurück. Diese ist mit vielen Symptomen verbunden, die Ärzte mit Hilfe verschiedener Kriterien genau definieren, um eine gezielte Behandlung vornehmen zu können. Dabei ermitteln sie den Schweregrad und den Verlauf der Erkrankung. Hauptsymptome sind Niedergeschlagenheit, mangelndes Interesse am Geschehen, Antriebsmangel und Müdigkeit. Diese können jedoch auch Symptome für andere psychische Erkrankungen sein, weshalb viele Ärzte mit Hilfe der Differentialdiagnostik den Kern des Problems einkreisen. Wichtig sind wiederkehrende Elemente, sowie eine gewisse Dauer der Symptome.
3.2 Angststörungen Viele Menschen leiden unter Phobien, die mit Panikattacken oder weiteren körperlichen Symptomen verbunden sind. Über einen längeren Zeitraum leiden die Betroffenen bei bestimmten Auslösern unter Schwindelanfällen, Nervosität, Zittern, Panikattacken, Erstickungsgefühlen und weiteren körperlichen und emotionalen Belastungen. Neben körperlichen Ursachen können Stress, Burnout, Angsterkrankungen und Belastungsstörungen Gründe für die chronische Erkrankung sein. Alkohol- und Drogenmissbrauch sind dabei ebenfalls nicht zu unterschätzen.
4. Handlungsbedarf am Arbeitsplatz Arbeitnehmer und Arbeitgeber können viel dafür tun, dass sich die Belastung am Arbeitsplatz verringert. Schließlich hilft ein gutes Betriebsklima bei der Leistungssteigerung, Gesundheit und effektiven Arbeitsschritten. Viele Personen wollen nicht in die Frührente gehen und einige Rentner arbeiten auch nach ihrem Rentenalter weiter, was
dieser Artikel beschreibt.
Dabei sollten Vorgesetzte die Initiative ergreifen, wenn Angestellte Probleme an sie herantragen. Die Ursachen für Unzufriedenheit gilt es zu erkennen und den betroffenen Personen Hilfestellungen zu geben.
4.1 Mitarbeitergespräche Kommunikation ist in fast jeder Firma das A und O. Wenn Führungspersonen merken, dass Leistungen abfallen oder Angestellte zunehmend Unzufriedenheit äußern, sollten sie dies in vertraulichen Gesprächen behandeln, anstatt Abmahnungen zu erteilen. Im direkten Austausch lassen sich so viele Probleme finden, die eventuell zu längeren Ausfällen führen könnten. Wer seine Mitarbeiter fördern will, der sollte mit gutem Beispiel voran gehen und ihnen zuhören.
Viele Arbeitnehmer wünschen sich größere Anerkennung im Beruf und eine erfüllende Tätigkeit.
Nähere Informationen dazu lassen sich auf vielen Beratungsseiten finden. Eine weitere Möglichkeit ist das Einsetzen von Mitarbeitersprechern oder Ansprechpersonen, die als neutrale Vermittler bei Problemen zum Einsatz kommen können. Dies kann vor allem die Kommunikation zwischen Führungspersonen und Angestellten verbessern.
4.2 Das Arbeitsumfeld positiv gestalten Je nach Größe und Art des Betriebes sind die Anforderungen am Arbeitsplatz sehr unterschiedlich. Der Arbeitsplatz sollte eine gewisse Größe besitzen und Möglichkeiten der individuellen Gestaltung bieten. Darüber hinaus sind Geräuschkulissen, wie laute Bürogeräte zu vermeiden oder in einem getrennten Raum unterzubringen.
Ausreichend Licht, ein gutes Klima- und Belüftungssystem können die Produktivität und Zufriedenheit steigern. Wer zügig und besonnen auf Reparaturvorschläge oder Verbesserungen eingeht, fördert das Betriebsklima. Außerdem sind Gemeinschafts- und Aufenthaltsräume sinnvoll, um einen entspannten Umgang auf neutraler Ebene zu ermöglichen.
Des Weiteren klagen viele Arbeitgeber über Zeitdruck, Informationsfluten und Überbelastung. Hier sollten Arbeitgeber ansetzen, um Defizite in Arbeitsabläufen auszugleichen, für ein sinnvolles Zeitmanagement sorgen und die personelle Belastung zu reduzieren. Dies kann höhere Investitionen in Personal und Struktur bedeuten, zahlt sich am Ende jedoch durch höhere Leistungen aus. Flexible Zeiteinteilungs-Modelle könnten in Zukunft größere Bedeutung erfahren. Viele Selbstständige sorgen bereits für eine freie Einteilung ihrer Arbeitszeit, was
hiernäher erläutert wird.
5. Fazit Die Produktionsausfallkosten durch Ausfälle bei psychischen Erkrankungen lagen bei sechs Milliarden Euro. Behandlungskosten kommen da ebenfalls hinzu. Viele psychische Krankheiten benötigen längere Behandlungen und haben nicht selten Frühverrentung als Folge. Arbeitgeber sollten Möglichkeiten schaffen, wie Personen nach erfolgreicher Therapie auch nach längerer Zeit wieder in
den Betrieb zurückkehren können. Dies schafft eine Wertschätzung und Vertrauensbasis, die für eine positive Bilanz notwendig sind.
Psychische Erkrankungen bleiben ein Tabuthema, obwohl sie innerhalb der letzten Jahre deutlich zugenommen haben. Deshalb ist es wichtig, mit Hilfe von Experten an den Ursachen zu arbeiten und auch auf persönlicher Ebene grundlegende Probleme anzugehen. Der Arbeitsplatz muss kein Ort der Belastung bleiben und kann helfen, die Lebensqualität der Angestellten zu erhöhen.
Wichtig bleiben Transparenz und Kommunikation zwischen Angestellten und Vorgesetzten, sowie regelmäßiges Feedback und beratende Gespräche.
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